Vasa-Wahnsinn in Schweden

Tobias Hartig als Routinier und Magnus Struckmann als Debütant beim Vasaloppet dabei

(jp) Tobias Hartig hat seine komplette Saison der professionellen Ski Classics Serie auf sein Lieblingsrennen und zeitgleich seinen Saisonhöhepunkt und -abschluss ausgelegt. Der 90 Kilometer lange Vasalauf in Schweden von Sälen nach Mora. Hunderte Trainingsstunden bei Wind und Wetter sowie diverse Wettkämpfe mit Höhen und Tiefen liegen hinter ihm. Die Unterkunft mit seinen Kollegen vom Bruse Sauerland Ski Team ist gebucht.

Magnus Struckmann genießt derweil Anfang Februar den winterlichen Harz und kann seine bestechende Form endlich mal wieder auf Skiern testen. Auf sozialen Medien kann Tobias genau das verfolgen. Er fordert Magnus auf, doch gefälligst den Vasa mitzulaufen. Aus einem kleinen Spaß wird plötzlich ein ernsthafter Gedanke. Magnus bucht sich einen Flug, organisiert sich eine Unterkunft und ergattert einen der letzten Startplätze beim größten und bekanntesten Ski-Volkslauf der Welt. Tobias ist durch seinen Profistatus für einen Elitestartplatz qualifiziert. Magnus kann das indes nicht vorweisen und startet ohne gute Vorplatzierungen in anderen Rennen in Startblock 10 von 10 bei ungefähr 15000 Startern. Schlange stehen im Rennbetrieb vorprogrammiert. Also muss noch ein gutes Ergebnis her. 5 Tage vor dem Vasalauf bekommt er die Möglichkeit, eine gute Platzierung beim Halfvasan, also dieHalbdistanz des Vasalaufs, zu erreichen. Ein starker 34. Platz qualifiziert ihn für Startblock 2 von 10. Tobias konnte beim Halfvasan, für ihn im Rahmen eines Trainingswettkampfes, auf den 10. Rang laufen.

Am ersten Sonntag im März, dem traditionellen Datum für den Vasalauf, klingelt Magnus‘ Wecker bereit um 2 Uhr morgens. Anfahrt zum Start noch ungefähr weitere 90 Minuten. Start des Wettkampes ist um 8 Uhr.

Tobias kann noch weiterschlafen und muss erst um kurz vor 4 aufstehen. Ankunft am Start um 05:30. Anstehen an den Startblöcken und Startplatz reservieren. Letzte Mahlzeit und letzter Toilettengang. Magnus und Tobias stehen um 7:58 in der Loipe. Um sie herum 15000 weitere Athleten und man fühlt die magische Stimmung, Aufregung und unruhiges Scharren mit den Skistöckern.

Der Startschuss fällt, das Rennen beginnt. Tobias kann bei seiner nunmehr achten Rennteilnahme dem unglücklichen Sturz von letztem Jahr entfliehen und läuft ein souveränes Rennen. Der präparierte Ski jedoch lässt schnell nach. Tobias kämpft sich durch ein hartes Rennen. Mittlerweile kennt er fast jeden Berg und kann sein Rennen gut einteilen. Der schlecht präparierte Ski verbaut ihm am Ende aber ein Topergebnis.

Magnus hat nicht die Vorzüge eines Elitestartfeldes und muss mit etwa 2000 anderen Athleten direkt um sich herum kämpfen. Die Form stimmt, es fehlen ihm jedoch einige Stunden Doppelstocktraining. Bis zur Marathondistanz läuft sein Rennen gut. Seine Glykogenspeicher aber leer. Sein Körper gibt ihm klare Signale, dass Energie benötigt wird. Durch mehrere Energiegels kann das Energiedefizit ausgeglichen werden. Magnus kann im Nachhinein berichten: irgendwann ist nicht mehr der Körper die Limitation, sondern der Kopf. Mentale Stärke bringt ihn schlussendlich ins Ziel – müde, hungrig aber vor allem zufrieden. Am Ende des Rennens mit einem Kaloriendefizit von etwa 5000 kcal.

Der Muskelkater ist schnell vergessen und die Vorfreude aufs nächste Jahr besonders groß: 2024 findet die 100. Auflage des Vasalaufs statt.

Foto (privat): Starterfeld vom Vasalauf